3_ Remove Barriers for Innovation

Drei wesentliche Rahmenbedingungen müssen durch den Staat geschaffen werden, um für innovative Jungunternehmen als Standort attraktiv zu sein: leichter Zugang zum Markt, zur Finanzierung und zum Humankapital. Regularien müssen einfacher werden, um Innovationen in Unternehmen und Start-Ups zu stärken.

Start-ups treiben die Innovation voran und ein Land bzw. der Staat muss einiges tun, um für Start-ups und Scale-ups als Standort attraktiv zu sein. Zirka 50% aller Start-up-Gründungen in Österreich passieren in Wien und obwohl die Hauptstadt in mehreren Studien über Jahre Platz 1 als lebenswerteste Stadt der Welt belegt, ist sie weit von der Top 10 der europäischen Startup-Hubs entfernt, weit hinter London, Berlin, Paris und Amsterdam)[1].

Drei Faktoren (aus insgesamt acht) sind für ein Start-up-Ökosystem von maßgeblicher Bedeutung[2] – Marktzugang (und -größe), Zugang zur Finanzierung und zum Humankapital.

Die relativ kleine Marktgröße von Österreich kann besonders gut durch den leichten Zugang zum gesamten EU-Markt, insbesondere zur DACH-Region und dem traditionell starken Auftritt österreichischer Unternehmen in Osteuropa kompensiert werden. Was aber den Marktzugang im Sinne der Leichtigkeit ein Unternehmen zu gründen betrifft, hat Österreich noch Aufholbedarf. Im internationalen Ländervergleich „Doing Business“[3] der Weltbank liegt Österreich in der Kategorie „Ease of doing business“ weltweit zwar auf Rang 27, in der Kategorie „Starting a business“ auf Platz 127. Im Durchschnitt benötigt man für die Gründung einer GmbH in Österreich bis zu 21 Tage und 8 unterschiedliche Prozeduren (zum Vergleich 3 Prozeduren und 3,5 Tage in Estland). Über das Unternehmensserviceportal kann man zwar online ein Unternehmen gründen, momentan ist es nur für Einzelunternehmen und Einpersonen-GmbH’s möglich. Digital-first soll die Regel werden – idealerweise soll die gesamte Interaktion mit einem Unternehmen, sei es Gründung, Steuerangelegenheiten, Teilnahme bei öffentlichen Ausschreibungen usw. digital und in wenigen separaten IT-Plattformen ablaufen. Eine Anpassung der Vergabeprozesse soll die Beschaffung von innovativen Produkten und Dienstleistungen von Start-ups fördern.

Im Bereich der Finanzierung für Start-ups kann Österreich bereits mit einigen Förderprogrammen und Gründerfonds  (FFG, AWS), sowie mit einer ausgebauten Start-up- (Austrian Start-ups) und Investoren-Community (Austrian Angel Investors Association, Austrian Venture Capital and Private Equity Organisation) punkten. Was aber weiterhin im internationalen Vergleich noch Verbesserungspotenzial hat, ist die ausreichende Mobilisierung von Risikokapital, insbesondere in den Seed- und Late-Stage Finanzierungsrunden. Besonders groß ist der Rückstand im Bereich der Wagnisfinanzierung (Venture Capital) welches sich auf das innovativste, aber auch riskanteste Segment der Start-up-Finanzierung fokussiert. Ein Mangel an Risikokapital bremst die Entwicklung innovativer Unternehmen und sie werden gezwungen, im Ausland (New York, London, Berlin) die nächste Wachstumsfinanzierung zu suchen. Die private Bereitstellung von Risikokapital kann angeregt werden. Einerseits kann dies durch die Beseitigung steuerlicher Barrieren und der Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapital durch Abzugsfähigkeit einer normalen Eigenkapitalrendite in der Unternehmensbesteuerung[4]   sein, andererseits sollen institutionelle Investoren, wie z.B. Pensionsfonds und -kassen zur Diversifizierung auch einen geringen Teil ihres verwalteten Vermögens in risikoreiches Wagniskapital investieren (dürfen) – EU weit kommen ca. 8% vom Kapital von VC Fonds und von Pensionsfonds (Anteil in Österreich noch kleiner), in der USA liegt diese Kennzahl bei 20%[5].

Was den Zugang zum Humankapital betrifft – hier können auch einige Schritte gesetzt werden. Der Prozess rund um die Rot-Weiß-Rot Karte und der Zugang für Start-up-Founder und hochqualifizierte Arbeitskräfte zum österreichischen Arbeitsmarkt muss vereinfacht (Punktesystem), verkürzt (von derzeit 2 auf 1 Monat) und digitalisiert werden (siehe Beispiel Estland).

Durch die Errichtung einer neuen Gesellschaftsform, die speziell auf die Bedürfnisse von Start-ups zugeschnitten ist, soll die Unternehmensgründung und die Mitarbeiterpartizipation am Unternehmenserfolg attraktiver werden und Stock-Options Modelle erleichtern.

Was fordern wir als Club1031 und was können wir ganz konkret in 3 Jahren umsetzen?

Zielbild: Österreich als attraktives Start-up-Land

  1. One-Stop-Shop für Start-ups einrichten – alle Services rund um die Gründung bündeln und vereinfachen, alle relevanten Informationen rund ums Gründen und mögliche Förderungen aus einer Hand.
  2. Vergabeprozesse (im öffentlichen Bereich und in Unternehmen) sollen Beschaffung von innovativen Start-ups fördern.
  3. Digital-first als Regel in allen Interaktionen zwischen Start-ups und Behörden einführen und ermöglichen, Positionierung Österreichs als digitales Gründungsland.
  4. Beseitigung der steuerlichen Diskriminierung von Risikokapital.
  5. Aktivere Teilnahme von institutionellen Investoren in VC-Fonds.
  6. Vereinfachung, Verkürzung und Digitalisierung der Prozesse rund um ein Start-up-Visum (für Gründer und Mitarbeiter).
  7. Errichtung einer neuen, modernen und an die Bedürfnisse von Start-ups angepasste Gesellschaftsform, um Gründung, Finanzierung und Mitarbeiterbeteiligung zu vereinfachen.

Club1031-Experte:
Jordan Georgiev, Asemply / JKG Advisory

[1] https://www.startupblink.com/blog/a-startup-ecosystem-guide-europe/

[2] https://www.weforum.org/reports/entrepreneurial-ecosystems-around-globe-and-company-growth-dynamics

[3] https://www.doingbusiness.org/en/data/exploreeconomies/austria#DB_sb

[4] http://www.wpz-fgn.com/wp-content/uploads/RFTE_Wagniskapitalfinanzierung_20190604.pdf

[5] https://www.mckinsey.com/industries/technology-media-and-telecommunications/our-insights/europes-start-up-ecosystem-heating-up-but-still-facing-challenges